Travellog: Africa 2006

Eine Reise von Nairobi nach Johannesburg via Kilimanjaro

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Standort: Hamburg, Germany

Mittwoch, März 08, 2006

Summary

Nach meinen zwischenzeitlichen Änderungen der Reiseroute, dürften es nun 4.600 Km per Bus, Bahn und Fähre in 32 Tagen gewesen sein. Die geänderte Route:


Vielen Dank für die netten Kommentare und die vielen positiven Reaktionen. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht dieses Reisetagebuch zu verfassen. Es war, als hätte ich die Ereignisse ein zweites Mal erlebt.

Zur gleichen Zeit ist ein Artikel auf Spiegel Online zur Besteigung des Kilimanjaro erschienen. Bei Interesse:
http://
www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,402087,00.html


„Eine Reise ist ein Trunk aus der Quelle des Lebens.“ (Hebbel)


The End
Simon

Dienstag, März 07, 2006

Johannesburg

Meine letzte Station. Der Abschluss meiner Reise hat mich nach Südafrika geführt, wo ich seit meinem Studium in Kapstadt vor sieben Jahren nicht mehr war. Schon beim Überschreiten der Grenze kommen viele schöne Erinnerungen auf. Leider ist man in seinen abendlichen Aktivitäten eingeschränkt, da das Gewaltpotential immer noch recht groß in dieser Stadt ist.

Ursprünglich wollte ich eine Soweto-Tour machen, d.h. eine Fahrt durch das wohl bekannteste Township Südafrikas, aber ich entscheide mich dagegen. Ich hatte während meines Aufenthaltes in Kapstadt bereits das Glück durch einen einheimischen Dichter eine sehr persönliche Erkundungstour erleben zu dürfen und spare mir somit die touristische Soweto-Variante.

Hauptaugenmerk dieser Etappe ist der Besuch des Craft Markets mit unglaublich vielen tollen Souvenirs. Meine Suche beschränkt sich allerdings im Wesentlichen auf ganz spezielle Sandalen. Ich hatte damals in Kapstadt mir diese Schuhe gekauft, welche mich seit dem jeden Sommer begleitet haben, aber inzwischen mehr als abgelaufen sind. Nirgendwo auf der Welt habe ich wieder so gute Sandalen gefunden. Handgefertigt und sehr bequem. Meine Hoffung diese hier wieder zu finden wird erfüllt. Auf dem Markt gibt es einen kleinen Stand, wo ich ähnliche finde. Im Gespräch mit Dylan, dem Besitzer, stellt sich heraus, dass es der gleiche Laden ist und ich bei ihm vor sieben Jahren diese Schuhe gekauft hatte. Die etwas neue Optik kommt durch eine andere Sohle und einen Klettverschluss zur besseren Anpassung. Der Preis ist von 20 auf 34 Euro gestiegen, aber ich bin froh, dass ich sie endlich gefunden habe und somit den nächsten Sommer mit Vorfreude entgegen schaue. Schaut mal unter: http://www.africansandal.com

Zum Abschluss kauf ich mit noch zwei CDs mit Kwaito-Musik aus den Townships, welche sich leider nie in Europa durchsetzen konnte.

Mit dem 10-stündigen Flug nach Zürich, dem Umsteigen und der Ankunft am nächsten Morgen in Hamburg geht meine Reise zu Ende.

Sonntag, März 05, 2006

Bus: Blantyre – Johannesburg

Mit dem Visum gab es keine Probleme, obwohl ich vorher die abenteuerlichsten Geschichten gehört hatte, so warten zwei Engländer bereits seit 5 Tagen. Das Transitvisum für zwei Tage hat mich 12 Dollar gekostet, wahrscheinlich gibt es auch eher mit den richtigen Einreisevisum Probleme. Die Tabletten gegen Bilharziose habe ich mir auch besorgt und eingeschmissen. Gestern Abend habe ich mir sogar noch einen Tisch gekauft, welcher gleichzeitig ein Schachspiel ist. Tolle Schnitzerei, vielleicht noch eine Idee für dich drin Mixe.

9:00 Uhr Abfahrt aus Blantyre:
Der Bus ist sehr gut gefüllt, ausser mir sind wohl nur Personen aus Malawi, Simbabwe und Südafrika an Bord. Neben mir sitzt Jacob, ein Stuhlhersteller aus Blantyre. Er fährt ca. alle zwei Monate die Strecke, um 35 bis 40 Stühle, welche er dabei hat, zu verkaufen. Ein Stuhl kostet in der Herstellung 15 Dollar, der Transport bei dieser Menge ebenfalls und verkaufen tut er sie für je 60 Dollar. Somit hat er einen Profit von 30 Dollar pro Stuhl bzw. 50% Marge, nicht schlecht.

Es ist unglaublich heiss, allein vom 1 Km Marsch bis zur Haltestelle bin ich schon durchgeschwitzt. Im Bus gib es keine Klimaanlage und mein Fenster geht auch nicht auf. Die Hälfte der männlichen Passagiere sitzt mit freiem Oberkörper herum. Vor dem Start lädt jeder noch seine Vorräte durch die Händler vor Ort auf. Meist handelt es sich hierbei um Cola, Orangen und Nüsse. Ich habe den Eindruck, dass jeder um mich herum seine Erdnüsse schält. Die Luft ist voll mit den Spuren und ich werde massiv an die Toast Bar erinnert, allerdings fehlt hier der Gin Tonic :-(. Die Atmung fällt mir schwer, nicht nur das die Nase durch die Erkältung ununterbrochen läuft, nun muss ich mich auch noch mit meiner Erdnuss-Allergie herumschlagen. Wenn ich nun noch die engen Stühle, welche sich nicht verstellen lassen, betrachte, dann habe ich wohl tolle 26 Stunden Busfahrt vor mir. Nur gut, dass der Passagier, der gerade vier Fische gekauft hat, Ärger mit dem Fahrer bekommen und und diese nun aussen angebracht werden müssen.

10:30 -12:00 Uhr Grenze Malawi – Mosambik:
Keine Probleme. Stempel rein und weiter.

14:00 Uhr Überquerung des Sambesi-Flusses:
Dies erinnert mich wieder stark an die Story von Livingstone, welche ich zu Beginn meiner Reise gelesen hatte. Er war auch in dieser Gegend unterwegs und viele Ort haben Denkmale an ihn errichtet. Den Sambesi hatte er ausführlichst erforscht.


15:30 – 17:30 Uhr Grenze Mosambik – Simbabwe:
Das Verlassen von Mosambik klappt reibungslos, allerdings gibt es Schwierigkeiten bei der Einreise nach Simbabwe. Jacob, mein Sitznachbar, hinterlässt beim Immigration Officer seinen Pass zum Stempeln und soll direkt zum Zoll wegen seiner Stühle gehen. Bei seiner Rückkehr ist sein Pass angeblich einem anderen Passagier gegeben worden und auch eine zweistündige Suche bringt keinen Erfolg. Die restlichen Personen im Bus behaupten, dass der Beamte von der Grenze den Ausweis unterschlagen hat. Bedauerlicherweise muss Jacob nun hier bleiben, aber seine Stühle fahren weiter. Ich habe Glück in seinem Unglück, da ich nun etwas Platz habe, trotzdem sehr schade.

21:00 – 21:30 Uhr Harare:
Wir erreichen die Hauptstadt von Simbabwe. Ein paar Personen beenden hier ihre Fahrt, andere steigen ein und der Rest macht eine halbstündige Pause. Ich folge der Masse und begeben mich zu der Reihe von Fast Food-Läden. Leider kann ich nicht in Dollar bezahlen, doch auch hierbei bieten sich in kürzester Zeit eine Unzahl von Geldtauschern an. Ich kenne die Kurse nicht und wäre fast auf den ersten reingefallen, welcher mir 50% unter Kurs geboten hatte. Ein seriös wirkender Typ, schützt mich davor. Er ist sehr höflich und vertrauenseinflössend. Ich könnte auch bei ihm tauschen, aber draussen. Ich folge ihm. Wir überqueren den Parkplatz, als er allerdings in das Auto einsteigt, wo auch noch zwei andere Typen drin sitzen, stoppe ich. Die Situation ist nicht sauber. Er fordert mch auf ihm zu folgen, aber ich verweiger. Dann taucht Brighton, ein Typ aus Südafrika auf, welchen ich bereits im Bus kennengelernt hatte. Er bestärkt mich in meiner Entscheidung dem anderen Typen nicht weiter zu folgen, da er selbst auf diesem Weg im letzten Jahr um sein ganzes Geld erleichtert wurde. Zurück bei den Fast Food-Läden, tausche ich 3 Dollar bei dem Tankwart und kaufe mir eine Pizza, welche ich zum Dank mit Brighton teile.

Wieder im Bus sitzt nun Byrian neben mir. Er ist genauso alt wie ich und lebt in Harare. Es dauert nicht lang und wir sind in lebhafte Diskussionen über Fussball und Politik verstrickt. Dann folgen Gespräche über das Leben in Simbabwe und Deutschland, über Familie und Lebensplanung. Die Zeit verfliegt und gegen Mitternacht versuchen wir zu schlafen.

1:00 – 1:15 Uhr Pause in Muswingo:

4:30 – 6:00 Uhr Grenze Simbabwe – Südafrika:
Keine Schwierigkeiten. Nach längerer Diskussion muss ich auch nicht meine Souvenirs auspacken, obwohl normalerweise alles kontrolliert wird.

7:45 Uhr unfreiwillige Pause:
Ich habe etwas geschlafen und wache auf, da ich friere. Draussen ist ein Sturm mit starkem Regen im Gange. Ein seltsame Geräusch kommt vom Boden des Busses, wir werden langsamer und kurze Zeit später überholt uns einer unserer Reifen. Glücklicherweise haben wir hinten zwei Achsen mit jeweils 2 Reifen auf jeder Seite, so dass dieser Verlust nicht direkt zu einem Unglück führt. Der Busfahrer versucht einen Ersatzbus zu organisieren. Dieser kann nach einer Stunde die Hälfte von uns aufnehmen, allerdings nur die ohne grosses Gepäck, so dass ich noch eine weitere halbe Stunde auf den nächsten Bus warten muss. Brighton und Byrian wechseln den Bus. Ich sehe sie bei dem nächsten Rastplatz wieder und wir fahren dann im gleichen Bus weiter. Trotz der Kälte und der Verzögerung, herrscht eine gute Stimmung im Bus.

14:00 Uhr Zwischenstopp in Pretoria:

15:00 Uhr Ankunft Johannesburg
Mit 4 Stunden Verspätung erreichen wir unser Ziel, ich rufe das Hostel und und werde kurze Zeit später abgeholt.

Donnerstag, März 02, 2006

Blantyre

Tatsächlich erreichen wir um 14:00 Uhr bereits Blantyre, der Metropole im Süden Malawis. Sofort mache ich mich auf zum Doogle Guesthouse. Ein grossartiges Hostel, wo ich auch den Holländer Martin wiedertreffe, welchen ich bereits in Nkhata Bay gesehen hatte. Er ist die ganze Strecke mit dem Bus gekommen und wurde heute Morgen direkt nach seiner Ankunft um 5:00 Uhr bereits um seinen kleinen Rucksack mit Pass und Ticket erleichtert.

Nach dem einchecken, muss ich mich dringend um den Bus nach Johannesburg kümmern. Hier eröffnen sich auch unerwartete Schwierigkeiten für mich. Nach meinen Informationen, sollte drei Buslinien die Strecke bedienen und auch keine Schwierigkeiten mit den Visa an den Grenzen zu Mosambik und Simbabwe bestehen. Allerdings hat die verrückte Politik von Mugabe in Simbabwe dazu geführt, dass die Organisation von Benzin für manche Buslinien zu problematisch ist und daher nur noch eine Linie übrig ist (plus einer sehr einfachen Company, welche aber sehr viele Ausfälle auf dem Weg hat). Zusätzlich ist die Visaerteilung bei der Einreise nach Mosambik aus Richtung Malawi problematisch im Gegensatz zu der Süd-Nord-Richtung, wo es keine Probleme gibt. Ich muss zum Konsulat von Mosambik, wo mein Visum am Nachmittag fertig sein soll. Ich hoffe, dass das klappt, da morgen ein Feiertag ist und ich hier ansonsten ohne Pass festsitze. Zumindest kaufe ich schon eins der letzten Bustickets für Freitag, welches mich mit einer Fahrt von 24-30 Stunden nach Südafrika bringen soll.

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Nachträgliche Anmerkung zum Trinkgeld Kilimanjaro:
Wie ich soeben aus einer Mail von Wolfgang erfahren habe, liegt es wohl nah, dass wir uns bei dem Trinkgeld für den Guide und die Porter bei der Kilimanjaro-Besteigung haben über den Tisch ziehen lassen. Er und Peter wurden darauf hingewiesen, dass es wahrscheinlich nie so viele Porter wie behauptet waren. Dies stimmt wohl und wir hatten uns für kurze Zeit wohl blenden lassen und das Denken ausgeschaltet. Aber es ist mal wieder eine Erfahrung und wie beschrieb es Konfuzius so schön: "Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln; erstens durch nachdenken, das ist der edelste; zweitens durch nachahmen, dass ist der leichteste, und drittens durch Erfahrung, dass ist der bitterste."

Bus: Nkhotakota - Blantyre


Die Nacht ist kurz. Ich stehe um 5:00 Uhr auf, um einen möglichst frühen Transport nach Blantyre zu bekommen. Der erste überfüllte Minibus bringt mich in 2 Stunden nach Salima. Dort wechsel ich den Van und habe nun weitere anstrengende 5 Stunden vor mir. Ich bin glücklich, dass ich einen Platz vorne erwischt habe und somit meine Knie und Beine etwas schonen kann. Ich fühle mich auch nur begrenzt fit, da ich mir wohl eine Erkältung eingefangen habe. Es ist unglaublich heiss, während dieser Busfahrt und der Gestank von toten Tieren im Bus führt so einer konstanten Übelkeit. Nur gut, dass wir keine Hühner an Bord haben, aber dieser Geruch von Fisch in Verbindung mit gammeligen Gemüse ist schon mehr als ausreichend.

Mittwoch, März 01, 2006

Fähre: Nkahta Bay – Nkhotakota

Wir, Andi der Amerikaner, Toja aus Israel und ich, nehmen um 19:00 Uhr ein kleines Boot, welches uns zur Fähre übersetzen wird, allerdings fahren sie nur bis zu den Inseln. Die Fähre legt pünktlich um 20:00 Uhr ab. Ich begebe mich auf Deck, wo bereits Ter und Morton aus Schweden mit ihren Fahrrädern sind. Ich hatte sie am Nachmittag kennengelernt und wir werden nun die gesamte Fahrt miteinander bestreiten.

Den Tag hatte ich für einige Besorgungen genutzt, so habe ich mir zum Beispiel einen Friseurbesuch für 2,50 Euro gegönnt, eine Stunde das Internet für 6 Dollar genutzt und bin zum dritten Mal bei meinem Schneider gewesen (Riss in der Hose, Reissverschluss reparieren und Hemd umnähen), ausserdem habe ich ein paar Souvenirs gekauft. Am Tag zuvor hatte ich ein in dieser Gegend sehr populäre Brettspiel namens Bao erlernt. Nun habe ich eine schöne Holzvariante für 20 Dollar erworben und werde es noch einigen von euch bei einem Becks oder einem Glas Wein beibringen.

Der Lake Malawi ist der drittgrösste See Afrikas und ist eine natürliche Grenze zu Mosambik. Er ist wunderschön und bildet in Verbindung mit diesen unglaublichen Wolkenformationen eine ruhige und gleichzeitig kräftige Konstellation. Allerdings birgt er auch eine Gefahr namens Bilharziose, eine Wurmerkrankung, welche man sich im Süsswasser zuziehen kann. Am frühen Morgen war ich schwimmen und am Tag zuvor mit dem Kanu draussen, dadurch hatte ich längere Zeit Kontakt mit dem Wasser und habe mir evtl. was eingefangen. Da die Symptome teilweise erst Monate später auftreten und im Ausland nur schwer erkannt werden, wird einem hier geraten eine bestimmte Sorte Tabletten einzunehmen. Diese muss ich mir noch besorgen; 1 Tablette pro 15 Kg Körpergewicht.

Während der letzten 24 Stunden auf der Fähre sind mir tausende von Gedanken durch den Kopf gegangen. So eine Flussfahrt hat schon ihre eigene Wirkung und kann somit anstrengend, aber auch befreiend sein.

Wir legen zweimal in Mosambik an, um neue Waren aufzuladen, ansonsten hatten wir nur an den zwei Inseln gestoppt.

Wir kommen in Nkhotakota, einem kleinen Fischerdorf in der Mitte Malawis, in den Abendstunden an. Das Beiboot bringt mich an Land, wo ich in ein grosses Kanu für die letzten Meter bis zum Ufer umsteigen muss. Es ist stockduster und mir fehlt jede Orientierung. Ibrahim, ein 19- jähriger Guide, nimmt meinen Rucksack und sagt, dass er mich in das Dorf bringt. Der Weg des zweiten Kanus hat gerade mal 50 Meter betragen und man will 4 Dollar dafür, ich gebe 1,50 Dollar. Nun gehen wir zu zweit zu Fuss in das Dorf. Der Weg ist etwas 2 Km lang und mir sehr unheimlich. Ich habe keinen Stadtplan und kein Guidebook, da Malawi ursprünglich ja nicht auf meiner Route lag. Eine Hostel-Empfehlung hatte ich aus dem Buch der Schweden, nur wo ist dieses Hostel? Sollte hier etwas passieren, hätte ich keine Chance. Ibharim sagt, dass er einer von fünf offiziellen Guides ist, es aber auch einige gibt, die einfach mit dem Gepäck wegrennen. Es sollen sich gelegentlich sogar Diebe mit Messern auf der Strecke aufhalten. Ich versuche ihm zu folgen. Er nutzt einen Shortcut nach dem anderen und erhöht auch gerne mal das Tempo. Ich bin sehr verunsichert, da ich in dem nassen Reisfeld gar nichts mehr sehe, ausser dem Leuchten meiner Badeschuhe an der Aussenseite des Rucksacks. Wir gehen nun durch tiefes Gestrüpp und ich muss fast rennen, um ihm folgen zu können. Endlich sehe ich mal wieder Licht in der Entfernung und frage, ob es noch weit ist. Typische Antwort: gleich da vorne. Der Marsch dauert schon recht lange, zumindest haben wir jetzt wieder einen richtigen Weg unter den Füssen. Ibrahim hat keine Schuhe an und meinen schweren Rucksack auf dem Rücken, ich nur das Spiel in den Händen, eine komische Situation. Endlich da. Er will für die Tour 6 Dollar haben, was ich für gerechtfertigt halte. Ich biete ihm meine alten Halbschuhe an, welche für ihn Gold wert sind. Er nimmt sie mit Freude an und ich bin glücklich, dass ich heil angekommen bin.

Montag, Februar 27, 2006

Nkhata Bay

Inzwischen bin ich in Nkahta Bay am Lake Malawi angekommen. Es ist ein Traum hier. Mein Eindruck von Malawi ist so positiv, dass ich erneut meine Pläne ändere. Der Weg über Sambia entfällt nun komplett, da dies mit höheren Kosten und langen Wegen verbunden wäre. Zwar soll der Nationalpark im Süden einer der schönsten der Welt sein, aber es ist Regenzeit, so dass es passieren kann, dass ich überhaupt keine Tiere sehen würde. Ich habe mich nahezu in Malawi verliebt und somit fällt mir diese Entscheidung leicht. Ich werde eine Woche in Malawi bleiben und Sambia nicht besuchen. Malawi wird auch als „Land of the Lake“ oder „The warm Heart of Africa“ bezeichnet. Die Menschen sind die freundlichsten, die ich bisher in den von mir besuchten Ländern Afrikas erleben durfte.

Die Entspannung hier macht sich deutlich an meinen Füssen. Seit 6 Tagen waren meine beiden Sprunggelenke so stark angeschwollen, dass ich mir bereits Sorgen gemacht hatte. Nun sind sie fast wieder normal, anscheinend ein Zeichen von Überlastung, besonders nach dem Kili. Ich bleibe für drei Nächte in der Butterfly Lodge und geniesse die Ruhe. Es ist eins der besten Hostels, die ich bisher gesehen habe. Es wird seit acht Jahre von einem netten Engländer namens Charly betrieben und es steckt eine Menge Liebe drin.

Heute Abend gehe ich auf die Fähre und befahre für 24 Stunden den Lake Malawi in Richtung Süden. Dort muss ich mich ein wenig beeilen, so dass ich aus Blantyre den Bus nach Johannesburg durch Simbawe und Mosambik rechtzeitig erwische.

Freitag, Februar 24, 2006

Mzuzu

Nun befinde ich mich an der Universität von Mzuzu, wo der einzige akzeptable Platz für Internet im nördlichen Malawi ist. An den anderen Orten kostet die Stunde 8 Dollar und eine Mail zu öffnen etwa 20 Minuten. Mein Hostel, das Mzoozoozoo, ist klasse und ich kann endlich ein wenig entspannen. Ich freue mich auf dieses Land, auch wenn ich nur wenige Tage bleibe. Die Menschen sind unglaublich freundlich und die Landschaft ein Traum. Später geht es an den Lake Malawi.

Strecke: Sansibar - Dar es Salaam – Mbeya – Mzuzu

Stehe nun mit noch immer heftigen Schmerzen von dem Sonnenbrand an der Fähre, es ist 7:00 Uhr und ich habe das Glück, dass mich ein Paar aus England/USA unterstützt. Die Fahrt verläuft ruhig und nach ein paar Stunden in Dar es Salaam, mache ich mich auf den Weg zum Zug.


Der Bahnhof ist völlig überdimensioniert für die wenigen Züge in der Woche, wohl im Schnitt einer pro Tag. Wir fahren gegen 16:00 Uhr pünktlich ab und sollen am nächsten Tag um 12:00 Uhr in Mbeya kurz vor der Grenze nach Sambia ankommen. Ich teile mein Abteil mit einem Anwalt aus Dar es Salaam und einem anderen Mann mit seinem Sohn. Hier gilt klare Trennung der Geschlechter. Das Abendessen ist nicht so gut wie im Zug von Nairobi nach Mombassa, aber immerhin gibt es was. In den letzten Stunden vor dem Sonnenuntergang fahren wir noch durch ein Game Reserve, so dass wir aus dem Fenster Giraffen und Elefanten sehen, wie eine Safari. Vor dem Schlafen muss ich erstmal einige Kakerlaken im Abteil und in der Toilette erlegen, ansonsten ist es recht sauber.

Am Morgen stelle ich zu meiner grossen Freude und Überraschung fest, dass es sogar eine Dusche an Bord gibt; eine Wohltat. Trotz des Sonnenbrandes, konnte ich einigermassen schlafen. Anfangs war es noch unglaublich heiss, aber später in der Nacht ging es dann. Den meisten Teil des vormittags verbringe ich in der Bar im Zug. Ich lese jetzt „Schuld und Sühne“, sehr spannend, aber auch eine unglaubliche Gedankenwelt. Die Landschaft zieht vorüber, gelegentlich stoppen wir mal, aber insgesamt eine sehr ruhige und ereignislose Fahrt.

Wir erreichen mit nur sehr leichter Verspätung um 13:30 Uhr Mbeya, einem wichtigen Umschlagplatz nach Sambia und Malawi. Zusammen mit einem Paar aus Frankreich und den USA machen wir uns in einem Taxi auf den Weg zu den Hostels. Leider müssen wir feststellen, dass fast die ganze Stadt ausgebucht ist. Der Präsident hatte am Vortag Mbeya besucht und somit mussten alle Offiziellen auch da sein.

Kurzentschlossen versuchen die Amerikaner und ich direkt nach Malawi weiterzukommen. Es gibt einen Bus um 16:00 Uhr, welcher aus Dar es Salaam kommt, hier stoppt und dann weiter bis zur Hauptstadt von Malawi fährt. Ich würde in Mzuzu gegen 22:00 Uhr ankommen. Wir müssen etwas aus der Stadt raus und zur Junction kommen, wo wir die Tickets bekommen können. Dort erfahren wir, dass es noch Platz gibt und der Bus pünktlich in einer Stunde da sein soll. Wir warten. Ich unterhalte mich mit den Jungs von der Busstation über Fussball. Schnell sind wir bei dem Spiel Chelsea gegen Barcelona, welches heute Abend sein soll. Wieder kommt es somit zum Duell Eto vs. Drogba, was für jeden Afrikaner spannend ist. Die Amerikaner habe ich ein wenig gefressen. Wir hatten eine politische Diskussion gestartet und das konnte nur schief gehen. Sie, Julie, meinte, dass es komisch ist, dass ihr alle auf die Knie und Beine starren. Ich erkläre ihr, dass es in vielen Ländern nicht gerne gesehen wird, wenn Frauen sehr kurze Hosen tragen. Sie meint, dass es in den Staaten erlaubt ist und sie sich hier auch nicht einschränken wird. Den folgenden Austausch über Respekt vor Kulturen, den geheimdienstlichen und militärischen Eingriff in andere Länder durch die USA und die Todesstrafe möchte ich hier nicht weiter darelegen. Es war mal wieder schockierend.

Gegen 20:00 Uhr ist der Bus immer noch nicht da und somit sind wir auch besorgt über die Überquerung der Grenze, da nach unseren Informationen die Grenze um 18:00 Uhr schliesst. Uns wird versichert, dass die internationalen Busse auch zu später Stunde keine Probleme haben. Inzwischen ist es dunkel geworden und wir sind in der glücklichen Lage unseren Warteplatz in der Nähe des einzigen Generators in dieser Gegend zu haben. Strom gab es den ganzen Tag nicht, aber somit haben wir nun zumindest Licht und afrikanische Popmusik. Die Menschen tanzen und es ist eine gute Stimmung. Kurz nach 22:00 Uhr taucht der Bus mit 6 Stunden Verspätung auf. Die Erklärung ist, dass ein Kokain-Schmuggler aus Südafrika erwischt wurde und der ganze Bus somit von Kopf bis Fuss untersucht werden musste. Warum allerdings die eine Scheibe im Bus kaputt ist und die ganzen Scherben innen liegen, kann uns keiner erklären. Die zwei Pakistanis an Bord sind die einzigen, die ein paar Worte englisch sprechen, aber sonst wohl nicht viel mitbekommen. Zumindest ist es somit recht kalt im Bus.

Zwei Stunden später sind wir an der Grenze und sie hat natürlich geschlossen. Wir müssen bis morgen um 8:00 Uhr hier warten. Alle hauen irgendwie ab, die Amis steigen aus und nehmen sich ein Hotel. Ich entdecke in der Entfernung auf einem kleinen Hügel einen Pub mit TV und Stimmung. Das kann nur Champions League sein. Angekommen, bestelle ich auch gleich ein Bier und schaue mit 30 Personen aus Malawi und Tansania das Spiel Chelsea gegen Barcelona. Die Stimmung ist unglaublich. Danach versuche ich im Bus zu schlafen. Die Grenzformalitäten am nächsten Tag verlaufen problemlos für mich, womit ich wohl der einzige an diesem Morgen bin, der das behaupten kann. Die Pakistanis haben erhebliche Probleme mit ihrem Visum und die Locals müssen ihrem Gepäck harte Durchsuchungen unterwerfen. Auf der Seite von Malawi werde ich sogar mit besonderen Willkommensgrüssen durch die Grenzpolizei bei der Visaerteilung empfangen. Die Wirtschaftshilfen von Deutschland in den letzten Jahren haben wohl dazu geführt. Der Diskussion mit dem Pakistani über die Karikaturen von Mohammed fange ich nicht an, da er bereits sehr radikal das Thema einleitet.

Leider muss ich erfahren, dass der Bus noch mindestens 4 Stunden durchsucht werden muss. Ich verhandel mit dem Fahrer und er akzeptiert, dass ich den Bus verlasse und er mir den Transport bis Mzuzu bezahlt. Somit wechsel ich in ein shared Taxi für 2 Stunden bis Karonga und von da mit einem überfüllten Minibus für 4 Stunden bis Mzuzu. Die Knie schmerzen, aber ich bin glücklich, dass ich endlich da bin. Es ist Donnerstag, 15:00 Uhr und nicht Mittwoch, 22:00 Uhr wie geplant. That’s Africa!

Sansibar

Ich nehme die langsame Fähre nach Sansibar, welche 20$ anstatt 35$ wie die schnelle Fähre kostet, dafür aber auch 2 ½ Stunden statt 1 ½ Stunden braucht. Hier gibt es ein spezielles Compartment für Ausländer, irgendwie seltsam. Die Fahrt dauert nun doch etwas länger und ich erreiche mit Lucienne und Paul, einem Paar aus Kanada nach ca. 6 Stunden Sansibar. Dies soll mir bereits einen Vorgeschmack geben auf die kommenden mit langen Wartezeiten verbundenen Transporte. Ich habe fast die ganze Zeit gelesen, da ich von deinem Geschenk nicht losgekommen bin, vielen Dank Sascha, sollten uns danach mal ueber die moeglichen Interpretationen des Buches unterhalten.

Es wird schon dunkel und wir werden von tausenden flycatchern/touts bei unserer Ankunft in Beschlag genommen. Jeder hat ein besseres Hostel und ein günstigeres Taxi. Angefangen bei 15$ für die Strecke in die City. Wir lachen uns fast kaputt und fahren dann für 2$ in unser Guest House. Die Strecke von der Fähre in die Altstadt gibt bereits eine Aussicht auf die kleinen und wunderschönen Gassen von Stone Town. Wir essen noch in der Naehe des Hafen an den Staenden.

Stone Town ist die Hauptstadt von Sansibar oder besser gesagt die einzige Stadt auf Sansibar. Toll, aber auch sehr touristisch. Viele Gassen in denen man sich verirrt und immer wieder an neuen Orten ankommt. Zwei Tage meines Aufenthaltes führen mich an die Nordspitze von Sansibar zu den Stränden von Nungwi. Dort esse ich Fisch, geniesse die Ruhe, liege am Strand, höre Buddha Lounge und hole mir einen Ganzkörpersonnenbrand. Ich war nur für zwei Stunden in der Sonne oder sogar eher im Schatten und hatte Sonnenblocker mit Faktor 40 aufgelegt und doch bin ich komplett rot. Die Schmerzen werden mich die nächsten Tage stark beeinträchtigen, aber so eine Dunmmheit muss auch bestraft werden. Obwohl es nur zwei Stunden waren, hatte ich die Sonne komplett unterschätzt.

Die Fahrt zum Strand und zurück gibt mir die ersten Lektionen in African-Time. Eigentlich wollte ich mit dem local Bus um 11:00 Uhr zum Strand fahren, doch dann habe ich mich für ein shared Taxi um 13:00 Uhr entschieden, da es nur eine anstatt 3 Stunden braucht. Leider kam es nicht und ich habe ordentlich ärger gemacht (so habt ihr mich noch nicht kennengelernt, da ich ja eher die ruhige Person bin). Dies führte zu einem Ersatzfahrzeug, welches dann um 16:00 Uhr gestartet ist, allerdings auf halber Strecke ohne Benzin liegen blieb. Umsteigen, Umweg in Kauf nehmen und eine Ankunft um 19:00 Uhr hatten mich schliesslich einen halben Tag gekostet. Die Antwort des Fahrer: “That’s Africa”. Dieser Spruch sollte mich die nächsten tage begleiten. Bei der Rückfahrt war das shared Taxi 2 Stunden zu früh gekommen und hatte sich gewundert, dass ich nicht da war (war gerade dabei mich zu verbrennen). So musste ich den letzten local Bus nehmen, da ich noch am Abend Stone Town erreichen musste, um am nächsten Morgen die Fähre erwischen zu können. Dieser Bus ist für 20-22 Personen ausgelegt. Anfangs waren wir 15 und man hatte bequem Platz, dann wurden es 20 und alles war noch ok. Bei 25 wurde es langsam eng, da die Bänke sehr niedrig waren und nicht für Ausländer ausgelegt sind. In Verbindung mit meinem Sonnenbrand und Schmerzen an jedem Ort, war die Auffüllung auf 30 bereits mit grossen Unannehmlichkeiten verbunden. Und doch hatte ich wohl vergessen, dass der Gang auch noch stärker gefüllt werden kann. So geschehen bei 35 Personen an Bord. Mit 40 Mitfahrern war dann schliesslich das Ende erreicht, da bereits 4 Personen draussen hingen. Bei meiner Ankunft konnte ich kaum mehr laufen, dies wurde nur durch den Sonnenbrand unter dem Rucksack überboten.


Die nächsten Tage werden von langen Fahrtwegen geprägt sein. Fähre nach Dar es Salaam, Zug nach Mbeya, Bus nach Malawi.

Dar es Salaam


Mal wieder ein Tag der Organisation wartet auf mich. Wäsche, Geld, Post, Paket nach Hamburg, Reiseliteratur, Zugticket, Fährticket und dazu noch ein wenig Sightseeing.

Ich überlege gegenwärtig, ob ich meine Reiseroute ein wenig ändere. Ein kleiner Abstecher nach Malawi wäre sehr nett, aber ich kann keinen Reiseführer für Malawi finden. Der Lake Malawi soll grandios sein und in Sambia sind hauptsächlich Nationalparks mit Safaris zu besichtigen. Mal abwarten.

Der interessanteste Punkt meiner Sightseeing-Tour war der Fischmarkt, welcher in keiner Art und Weise an Hamburg geschweige den irgendeinen europäischen Fischmarkt erinnert. Kurz gesagt, die Lust auf frischen Fisch ist nach dieser Tour stark beeinträchtigt.

Etwas unangenehmes ist, dass an vielen Orten Bilder von Saddam und Bin Laden auftauchen. Teilweise auf T-Shirts, in Restaurants oder auf Uhren.

Inzwischen habe ich alles so weit organisiert. Ein Paket mit Kilimanjaro-Kleidung von 4,5 Kg ist auf dem Seeweg nach Deutschland. Die Fracht dauert 5-6 Monate und hat mich 20 Dollar gekostet, dafür reise ich jetzt aber entschieden leichter. Die Beschaffung von frischem Geld war etwas problematisch (ca. 8 Banken und 2 Stunden später, konnte ich in einem Reisebüro tauschen), da ich nur Mastercard und nicht Visa besitze. Ich versuche meine Dollar etwas zu sparen für den möglichen Abstecher nach Malawi. Für Länder wie Malawi und Sambia will ich lieber noch etwas Bargeld übrig haben, man weiss ja nie.

Sonntag, Februar 19, 2006

Bus: Moshi - Dar es Salaam

Am Morgen bekomme ich noch mein goldenes Zertifikat ueber die Besteigung des Kilimanjaro und dann geht es auch schon mit dem Bus weiter nach Dar es Salaam. Die Fahrt dauert 8 anstatt 6 Stunden und bringt mich in die 3 Millionen Einwohner Metropole Tanzanias. Die einzige Auffälligkeit dieser Busfahrt ist, dass die Tür nicht zu ging, aber das ist unter diesen Umständen eigentliche keine Bemerkung wert.

Kilimanjaro - Tag 6

Am letzten Tag stehen wir um 6:00 Uhr auf. Das Frühstück kann ich nicht mehr sehen, dafür hat unser aktuelles Trinkwasser eine ganz eigene Färbung. Gestern Abend hatte man uns noch Wasser abgekocht, allerdings kann ich die braune Brühe, trotz Mikrotabletten, nicht trinken. Somit heisst es heute wieder dursten.

Wir treffen eine Entscheidung bzgl. Trinkgeld. Jacob wollte 1.000 US $ haben, d.h. 200 $ each. Ich bin von 90 $ ausgegangen und die restliche Gruppe hatte auch Summen von 50 bis 100 $ gehört. Sein Kompromissvorschlag lag bei 710 $, wir geben ihm 640 $, immer noch sehr viel Geld und über meinem Budget. Danach schenken wir Jacob, Nico, Martin und den anderen Portern noch einige Gegenstände wie Hosen, Tights, Lampen, Taschenmesser, Pullis, Mützen usw. Dies versöhnt sie, da die Sachen wohl den gleichen Wert wie das Trinkgeld haben. Man muss dazu sagen, dass z.B. ein Porter für eine Tour nur 15 $ Bezahlung bekommt und von uns noch 30 $ als Trinkgeld on top erhält. Eine Woche lang 20 Kg zu schleppen und dann mit 45 $ rauszugehen ist mehr als hart. Aber wir können nicht die sozialen Probleme zwischen Guides/Porter und den Agenturen lösen. Für mich war dies die teuerste Tour, die ich je gemacht habe, aber sie war jeden Dollar wert.

Den letzten Abstieg von 3.100 m auf 1.800 m zum Mweki-Gate nutzen wir zum Tauschen von Adressen mit den Guides. Der Weg dauert eine Ewigkeit und wir sind glücklich, als wir das Gate um 10:30 Uhr erreicht haben. Kaum erreichen wir das Registrierungs-Office, fängt es auch an wie aus Kübeln zu regnen. Glück gehabt. Zum Abschluss geben wir in einem nahen Lokal traditionell noch ein Bier der ganzen Gruppe aus. Die Porter stürzen den halben Liter nur so runter und hauen ab. Übrig bleiben wir und ein Horde von Souvenir-Verkäufern. Es dauert eine Zeit bis wir uns hieraus befreit haben.

Nun geht es zurück zum Hotel. Schade nur, dass meine erste Dusche nach 6 Tagen kalt ist, aber da kommt es auch nicht mehr drauf an. Meine Nase hat mehr als einen Sonnenbrand bekommen, da ich mir durch die laufende Nase immer wieder den Sonnenblocker abgewischt hatte. Wir treffen uns abends zum gemeinsamen Steak-Essen, worauf wir uns seit Tagen gefreut haben. Wie gerne würde ich jetzt eine Zigarre rauchen, aber ich habe vor 6 Wochen auch damit aufgehört, nach dem ich die Zigaretten bereits vor 2 ½ Jahren zur Seite gelegt hatte. Die Belastung bei der Besteigung des Kili, hat die Richtigkeit dieser Entscheidung unterstrichen und wird wahrscheinlich in 10 Wochen beim Hamburg Marathon ihre Bestätigung finden. Mark und Mixe, ich freu mich schon.

Summary:
07:45 Uhr Mweki Camp 3.100 m
10:30 Uhr Mweki Gate 1.800 m
Dauer: 2:45 h
Höhenmeter: 1.300 m runter

Samstag, Februar 18, 2006

Kilimanjaro - Tag 5

Obwohl ich erstmals nicht gefroren habe, konnte ich trotzdem nicht schlafen, da irgendjemand noch Radio hören muss, ich nervös bin und dann auch schon die ersten Gruppen zur Vorbereitung aufstehen und sich über ihren Gesundheitszustand austauschen müssen. Es ist 23:00 Uhr und ich packe meine Sachen zusammen. Neben zwei paar Socken, habe ich vier Hosen an und fünf Schichten obernherum. Dazu kommt noch Gesichtsschutz, Mütze und Stirnlampe.

Keine Kopfschmerzen, nur leichte Magenprobleme. Wolfgang gibt mir einen Power Riegel, süss und ekelhaft, aber hilfreich. Es ist Vollmond, welch ein Timing. Wir brauchen die Lichter gar nicht, da es um Mitternacht ausreichend hell ist. Die Porter beleiben hier im Lager und wir gehen zusammen mit unserem Guide und drei Assistant Guides in Richtung Gipfel los. Jeder hat zwei Liter gekochtes Wasser dabei, welches noch warm ist. Die Gefahr besteht, dass es einfriert und somit hat es jeder in irgendeiner Art und Weise in seinem kleinen Rucksack verpackt und eingewickelt. Nachschub ist nicht möglich. Unser Zwischenziel ist es den Stella Point auf 5.745 m um 6:00 Uhr zu erreichen, d.h. 1.145 Höhenmeter in 6 Stunden zu machen.

Gegen 3:00 Uhr reduziert sich bedauerlicherweise unsere Gruppe um zwei Personen, da sie zu stark mit der Höhe zu kämpfen haben. Jacob begleitet sie zurück in das Camp. Bisher hatte ich die meisten Probleme, aber diese Höhenschwierigkeiten sind nicht einzuschätzen. Sie können einen plötzlich und brutal erwischen. Der Aufstieg ist hart, ich gehe ein ruhiges und ausgeglichenes Tempo. Trinken fällt schwer und wir haben seit einiger Zeit nichts mehr gegessen. Die körperlichen Reserven gehen langsam zu Ende und der fehlende Schlaf der letzten Nächte macht sich bermerkbar. Um 5:00 Uhr verliere ich mehr und mehr die Konzentration. Erschöpfung macht sich breit und immer wieder habe ich den Eindruck, dass ich gleich Bewusstlos werde. Der Anstieg ist inzwischen sehr steil geworden und das geröllige Terrain sorgt dafür, dass es bei zwei Schritten vor gleich wieder einen Schritt zurück geht. Zwischen 5:30Uhr und 5:45 Uhr wird mein Schritt so unsicher, dass der Assistant Guide Nico, welcher seit längerer Zeit bereits einen besorgten Blick auf mich geworfen hat, meinen Rucksack übernimmt. Er stützt mich bei den letzten 15 Minuten bis zum Stella Punkt hoch. Wie ich später erfahre, ist es Peter wohl ähnlich ergangen. Dies ist nicht vergleichbar mit Km 30 beim Marathon, aber die Reservenmobilisierung durch den Willen ist ähnlich. Ich habe im Nachhinein keine Ahnung wie ich es bis zu diesem Punkt geschafft habe, an viele Passagen dieser 6 Stunden kann ich mich nicht mehr erinnern. Nico, vielen Dank.

Nach ein paar Minuten verschnaufen an diesem Etappenziel, versuche ich mir ein paar Tropfen von einem Kreislaufmittel zu verabreichen. Ich bin der Bewusstlosigkeit recht nach, aber die Öffnung der Flasche ist zugefroren, so dass es bei einem erfolglosen Unterfangen bleibt. Glücklicherweise hat Peter noch einen Power Riegel übrig. Ich muss mich fast von dem Geschmack übergeben, aber er hilft. Nun realisiere ich wo ich bin und spüre die Kraft wiederkommen. Die ersten Glücksgefühle setzen ein und Endorphine werden freigesetzt.

Ich stürme nahezu los in Richtung Uhuru Peak auf 5.895m, dem Gipfel. Die anderen können es kaum glauben, was plötzlich mit mir los ist. Ich spüre keine Schmerzen mehr, die Atmung ist 100% vorhanden und ich werde von einem unglaublichen Gefühl überwältigt. Die Sonne geht mehr und mehr auf und formt das Wolkenmeer sowie die umliegenden Gipfel zu einer rot-gelben Traumlandschaft. Wir passieren Eisgletscher und Tränen schiessen mir in die Augen. Ich habe landschaftlich noch nie etwas so schönes gesehen, es brennt sich förmlich in mir fest. Ich drehe mich um, sehe die anderen, warte und doch zieht es mich unermüdlich weiter zum Gipfel.

Nach über einer Stunde, in der ich fast nur geweint habe, (den anderen erging es ähnlich), erreichen wir Uhuru Peak und haben es geschafft. Hier befinden sich auch noch andere Gruppen und wir machen die typischen Bilder. Das Wetter ist grandios, Sonne und ein eisiger Wind umgeben uns. Gegenseitig beglückwünschen wir uns und die Guides gratulieren.

Gegen 8:00 Uhr geht es auf den Rückweg in einem Höllentempo. Wir rutschen nahezu das Geröll hinunter und die Müdigkeit kommt wieder zum Vorschein. Zwischenzeitlich werden wir von Guides passiert, die einen an Höhenkrankheit leidenden Touristen runterschaffen. Er sieht übel aus. Im Barafu Camp erwarten uns bereits die anderen und meine Kopfschmerzen setzen wieder massiv ein. Wir ruhen uns eine Stunde aus und dann folgt der zweite Teil des Abstiegs von 4.600 m auf 3.100 m zum Mweka Camp. Unterwegs lassen auch die Kopfschmerzen nach und im Camp angekommen, gibt Peter auch gleich ein Bier zu seinem Geburtstag aus. Tut das gut!

Nach dem Abendessen folgt noch eine unschöne, aber typische Situation bei der Kilimanjaro-Besteigung. Es geht um das Trinkgeld. Unser Guide und wir sind sehr weit mit unseren Vorstellungen auseinander. Erneut verschieben wir unsere Entscheidung auf den nächsten Morgen.

Summary:
00:00 Uhr Barafu Hütte 4.600 m
06:00 Uhr Stella Point 5.745 m
07:30 Uhr Uhuru Peak 5.895 m
10:00 Uhr Barafu Hütte 4.600 m
16:00 Uhr Mweki Camp 3.100 m
Dauer: 14:00 h
Höhenmeter: 1.295 m hoch, 2.795 m runter

Kilimanjaro - Tag 4

Erneut eine katastrophale Nacht. Ich habe erneut gefroren und kaum geschlafen und doch gab es auch ein Highlight. Ich musste mitten in der Nacht zur Toilette, worauf ich hier keine Lust hatte, da mir bereits kalt war und ich eigentlich nur den nächsten Morgen erwarten wollte. Doch kaum hatte ich widerspenstig mein Zelt verlassen, war ich bereits sehr glücklich, dass ich mich aufgerafft hatte. Vor mir thronte der Kibo in voller Pracht. Als wir im Lager ankamen, war er und seine Ausläufer noch wolkenverhangen und man wusste gar nicht wie nah man der Steilwand war. Doch nun gab es nichts mehr zwischen ihm und mir. Bei nahezu Vollmund und einigen Sternen am klaren Nachthimmel, wirkte er mächtig und Ehrfurcht erfüllte mich. Ich merkte für Minuten die Kälte nicht mehr und starrte ihn einfach nur an. In diesem Moment gab es keine Magenprobleme, keine Kopfschmerzen und auch kein Toilettenbedürfnis mehr, es gab nur ihn und mich. Ich weiss nicht wie lange ich im Endeffekt so mitten im Lager in der Nacht herumgestanden habe, aber ich habe jede Minute genossen.
Am Morgen beim Frühstück haben wir weiter diskutiert bzgl. einer Verkürzung für die gesamte Gruppe. Sehr zu meiner Überraschung haben wir uns letztendlich für die harte Version mit 6 Tagen entschieden, wobei sich keiner 100% sicher war. Das Wetter ist schlechter als üblich und zu lange im Lager herum hängen bringt aucht nichts, allerdings haben wir somit einen Tag weniger zur Akklimatisierung. Jacob ist sicher, dass wir es alle packen, worin allerdings seine wirkliche Intention lag, haben wir bis heute nicht herausgefunden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben die anderen nur leichte oder sogar keine Kopfschmerzen bzw. andere Schwierigkeiten. Obwohl ich durch mein Marathontraining und mein Alter eigentlich die grössten Vorteile haben müsste, habe ich deutlich die meisten Probleme. Wie auch immer, dass Ziel ist und bleibt der Gipfel: „Ein Mensch, der sich ernsthaft ein Ziel gesetzt hat, wird es auch erreichen.“ (Disraeli)

Somit warten nun zwei harte Tage auf uns. Zuerst geht es heute in die Wand oder besser gesagt, wir müssen ein wenig klettern. Von unten sieht der Weg sehr steil aus, doch Jacob beruhigt uns. Zwischenstation ist heute das Karanga Camp auf 4.200 m und dann weiter zum Barafu Camp auf 4.600 m. Zusätzlich geht es zwischenzeitlich noch hoch und runter, so z.B. runter zum Karanga Valley und direkt danach wieder hoch zum Karanga Camp, d.h. wir kommen 400 Meter Luftlinie wieder auf der gleichen Höhe raus, müssen dafür aber 150 Meter runter und dann wieder hoch.

Meine Kopfschmerzen, welche heute Morgen fast verschwunden waren, setzten ab 4.100 m wieder ein und nehmen bis Barafu ständig zu. Um 15:30 Uhr, nach 6 Stunden und einem Kopf, welcher sich wie ein zerschlagener Sandsack anfühlt, kommen wir im Barafu Camp an. Es ist das bisher grösste Camp, da sich hier die Gruppen zum Gipfelsturm sammeln. Auffällig sind hier die Toiletten. Teilweise sind sie durch Windstürme umgestürzt und zerstört, teilweise komplett neu, aber alle stehen ziemlich nah am Abgrund.

Es bleibt nicht viel Zeit zum Ausruhen, sogleich gibt es Tee und Popcorn. Gegessen wird um 17:30 Uhr, dazu gibt auch noch ein Ständchen der Guides für Peter zu seinem 51. Geburtstag. Danach folgt das Briefing von Jacob für den Gipfelsturm, welcher um Mitternacht gestartet werden soll. Kurz gesagt: alles anziehen was man dabei hat und dann Pole, Pole (langsam, langsam). Wir legen uns um 19:00 Uhr hin und erstmals friere ich nicht. Stefan hat mir noch eine Fleecejacke gegeben, welche ich in den Schlafsack mache, dazu noch die Wärmflaschen und eine Alufolie unter der Schlafsack sowie ober und unten zwei Schichten.

Hierbei möchte ich mich auch ganz herzlich bei meinen Schicksalsgefährten bedanken, ohne die ich es nie soweit gebracht hätte. Meine Ausrüstung war mangelhaft und wurde teilweise durch sie ausgeglichen und über meine körperlichen Probleme haben sie mir auch auch hinweg geholfen. Herzlichen Dank an Stefan, Peter, Wolfgang und Raimund.

Summary:
08:55 Uhr Barranco Hütte 3.965 m
15:30 Uhr Barafu Hütte 4.600 m
Dauer: 6:05 h
Länge: ca. 8 Km
Höhenmeter: 940 m hoch, 305 m runter