Travellog: Africa 2006

Eine Reise von Nairobi nach Johannesburg via Kilimanjaro

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Standort: Hamburg, Germany

Dienstag, Februar 07, 2006

Mombassa


Aufgrund der Verspätung entschliesse ich mich den Ausflug nach Lamu zu streichen. Der Besuch dieser muslimischen Insel, welche einen Charme wie vor hunderten Jahren besitzen soll, hätte mich drei Tage gekostet. Die Fahrt von über 350 Km dauert über 10h und kann nur morgens im Konvoi stattfinden, da man noch immer durch Banditen verunsichert ist. Zwei Tage im Bus und einen Tag in der Stadt tausche ich gegen zwei Tage am Strand und eine halben Tag in Mombassa.

Mein bevorzugtes Hostel ist leider ausgebucht, aber eine Alternative ist schnell gefunden. Die verbliebenen Stunden des Tages nutze ich für einen Rundgang durch die historische Altstadt muslimischer Prägung. Interessant, aber ich hatte mir mehr versprochen. Das Fort lasse ich aus und schaue es mir nur von aussen an. Die restliche Zeit bummel ich durch die Stadt und versuche der Schwüle und den 35 Grad Celsius Herr zu werden. Als ich mich halbwegs verlaufen habe, spricht mich ein Einheimischer an: „Do you wanna experience or ask?“ Ich finde die Frage grandios, da sie vieles über das Reisen ausdrückt. Den Abend verbringe ich im Internet-Cafe, wobei ich zwischen Frust und Freude schwanke. Frust durch den Absturz des Rechners, welcher fast den gesamten neuen Blogeintrag zerstört hat und Freude über die Zulosung von WM-Tickets für das Viertelfinale. Ausklingen lasse ich den Tag in einem kleinen Cafe in der Nähe von meinem Hostel. Ich trinke Tee und schreibe mein Tagebuch. Mir fällt auf, dass ich seit dem Zug keine weisse Person mehr gesehen habe und doch werde ich völlig selbstverständlich aufgenommen.

In dem Cafe läuft auf einem schwarz-weiss-TV der Africa-Cup im Fussball; Nigeria gegen Tunesien. Fussball ist wie immer das beherrschende Thema und sofort wird mir auch erklärt, dass Ballack zu ManU wechseln sollte, da sie alle Fans von Manchester sind. Ballack, Kahn und Beckenbauer sind die einzigen bekannten deutschen Spieler oder Ehemalige, aber jeder kennt zumindest diese drei. Sehr viele Kids tragen Shirts von Fussball-Teams, bevorzugt sind die englischen Teams aus Arsenal, Liverpool und Manchester. Von den deutschen Mannschaften steht es 2 zu 1 für die Bayern gegen den HSV. Aber Fussball hat hier auch gleich wieder eine politische Dimension. Wie ich gerade in der Zeitung gelesen habe, bleiben die Unruhen in der Elfenbeinküste nur für die Momente des Spiels aus. Hier in Kenia, mag man die Agypter nicht, da sie keine Afrikaner sind. Noch schlimmer sind nur die Fussballer aus Nigeria. Ihr Präsident hatte vor dem Spiel von Nigeria in Kenia vor einiger Zeit zu seinen Spielern gesagt, „wenn ihr dort verliert, braucht ihr gar nicht mehr wieder Heim zu kommen“ und hatte somit den kenianischen Fussball sehr beleidigt.

Obwohl ich keine weiteren religiösen Bemerkungen mehr machen wollte, will ich nun doch noch eine übersetzte Passage aus dem Koran zitieren, da ich mich hier in einer muslimischen Hochburg befinde: „Wer sein Haus verlässt, und nach dem Wissen sucht, der wandert auf Gottes Pfaden, und wer reist, um Wissen zu finden, dem wird Gott das Paradies zeigen.“

Morgen geht es an den Strand.

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Lieber Simon!

Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gespannt und neidisch ich deine Reise verfolge.

Ich mach mir auch ein wenig Sorgen um dich, denn ich denke, Afrika ist schon ein recht raues Pflaster. Aber sicher wird es so sein, dass dir gar nichts schlimmes passieren wird, denn ich weiß, wie vernünftig du bist :-) - mich dagegen wird im Sommer in dem so sicheren Japan ein wahninniger Ninja mit dem Samuraischwert dahinmetzteln (die personifizierte Ironie liebt nämlich solche Späße mit mir).

Ich wünsche dir noch viel Spass und Glück beim Afrikatrip und freu mich schon auf die nächsten Blognews...

Melde mich noch detailierter per email

Christian (aus Wien)

5:52 PM  

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