Travellog: Africa 2006

Eine Reise von Nairobi nach Johannesburg via Kilimanjaro

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Standort: Hamburg, Germany

Mittwoch, März 01, 2006

Fähre: Nkahta Bay – Nkhotakota

Wir, Andi der Amerikaner, Toja aus Israel und ich, nehmen um 19:00 Uhr ein kleines Boot, welches uns zur Fähre übersetzen wird, allerdings fahren sie nur bis zu den Inseln. Die Fähre legt pünktlich um 20:00 Uhr ab. Ich begebe mich auf Deck, wo bereits Ter und Morton aus Schweden mit ihren Fahrrädern sind. Ich hatte sie am Nachmittag kennengelernt und wir werden nun die gesamte Fahrt miteinander bestreiten.

Den Tag hatte ich für einige Besorgungen genutzt, so habe ich mir zum Beispiel einen Friseurbesuch für 2,50 Euro gegönnt, eine Stunde das Internet für 6 Dollar genutzt und bin zum dritten Mal bei meinem Schneider gewesen (Riss in der Hose, Reissverschluss reparieren und Hemd umnähen), ausserdem habe ich ein paar Souvenirs gekauft. Am Tag zuvor hatte ich ein in dieser Gegend sehr populäre Brettspiel namens Bao erlernt. Nun habe ich eine schöne Holzvariante für 20 Dollar erworben und werde es noch einigen von euch bei einem Becks oder einem Glas Wein beibringen.

Der Lake Malawi ist der drittgrösste See Afrikas und ist eine natürliche Grenze zu Mosambik. Er ist wunderschön und bildet in Verbindung mit diesen unglaublichen Wolkenformationen eine ruhige und gleichzeitig kräftige Konstellation. Allerdings birgt er auch eine Gefahr namens Bilharziose, eine Wurmerkrankung, welche man sich im Süsswasser zuziehen kann. Am frühen Morgen war ich schwimmen und am Tag zuvor mit dem Kanu draussen, dadurch hatte ich längere Zeit Kontakt mit dem Wasser und habe mir evtl. was eingefangen. Da die Symptome teilweise erst Monate später auftreten und im Ausland nur schwer erkannt werden, wird einem hier geraten eine bestimmte Sorte Tabletten einzunehmen. Diese muss ich mir noch besorgen; 1 Tablette pro 15 Kg Körpergewicht.

Während der letzten 24 Stunden auf der Fähre sind mir tausende von Gedanken durch den Kopf gegangen. So eine Flussfahrt hat schon ihre eigene Wirkung und kann somit anstrengend, aber auch befreiend sein.

Wir legen zweimal in Mosambik an, um neue Waren aufzuladen, ansonsten hatten wir nur an den zwei Inseln gestoppt.

Wir kommen in Nkhotakota, einem kleinen Fischerdorf in der Mitte Malawis, in den Abendstunden an. Das Beiboot bringt mich an Land, wo ich in ein grosses Kanu für die letzten Meter bis zum Ufer umsteigen muss. Es ist stockduster und mir fehlt jede Orientierung. Ibrahim, ein 19- jähriger Guide, nimmt meinen Rucksack und sagt, dass er mich in das Dorf bringt. Der Weg des zweiten Kanus hat gerade mal 50 Meter betragen und man will 4 Dollar dafür, ich gebe 1,50 Dollar. Nun gehen wir zu zweit zu Fuss in das Dorf. Der Weg ist etwas 2 Km lang und mir sehr unheimlich. Ich habe keinen Stadtplan und kein Guidebook, da Malawi ursprünglich ja nicht auf meiner Route lag. Eine Hostel-Empfehlung hatte ich aus dem Buch der Schweden, nur wo ist dieses Hostel? Sollte hier etwas passieren, hätte ich keine Chance. Ibharim sagt, dass er einer von fünf offiziellen Guides ist, es aber auch einige gibt, die einfach mit dem Gepäck wegrennen. Es sollen sich gelegentlich sogar Diebe mit Messern auf der Strecke aufhalten. Ich versuche ihm zu folgen. Er nutzt einen Shortcut nach dem anderen und erhöht auch gerne mal das Tempo. Ich bin sehr verunsichert, da ich in dem nassen Reisfeld gar nichts mehr sehe, ausser dem Leuchten meiner Badeschuhe an der Aussenseite des Rucksacks. Wir gehen nun durch tiefes Gestrüpp und ich muss fast rennen, um ihm folgen zu können. Endlich sehe ich mal wieder Licht in der Entfernung und frage, ob es noch weit ist. Typische Antwort: gleich da vorne. Der Marsch dauert schon recht lange, zumindest haben wir jetzt wieder einen richtigen Weg unter den Füssen. Ibrahim hat keine Schuhe an und meinen schweren Rucksack auf dem Rücken, ich nur das Spiel in den Händen, eine komische Situation. Endlich da. Er will für die Tour 6 Dollar haben, was ich für gerechtfertigt halte. Ich biete ihm meine alten Halbschuhe an, welche für ihn Gold wert sind. Er nimmt sie mit Freude an und ich bin glücklich, dass ich heil angekommen bin.