Travellog: Africa 2006

Eine Reise von Nairobi nach Johannesburg via Kilimanjaro

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Standort: Hamburg, Germany

Samstag, Februar 18, 2006

Kilimanjaro - Tag 4

Erneut eine katastrophale Nacht. Ich habe erneut gefroren und kaum geschlafen und doch gab es auch ein Highlight. Ich musste mitten in der Nacht zur Toilette, worauf ich hier keine Lust hatte, da mir bereits kalt war und ich eigentlich nur den nächsten Morgen erwarten wollte. Doch kaum hatte ich widerspenstig mein Zelt verlassen, war ich bereits sehr glücklich, dass ich mich aufgerafft hatte. Vor mir thronte der Kibo in voller Pracht. Als wir im Lager ankamen, war er und seine Ausläufer noch wolkenverhangen und man wusste gar nicht wie nah man der Steilwand war. Doch nun gab es nichts mehr zwischen ihm und mir. Bei nahezu Vollmund und einigen Sternen am klaren Nachthimmel, wirkte er mächtig und Ehrfurcht erfüllte mich. Ich merkte für Minuten die Kälte nicht mehr und starrte ihn einfach nur an. In diesem Moment gab es keine Magenprobleme, keine Kopfschmerzen und auch kein Toilettenbedürfnis mehr, es gab nur ihn und mich. Ich weiss nicht wie lange ich im Endeffekt so mitten im Lager in der Nacht herumgestanden habe, aber ich habe jede Minute genossen.
Am Morgen beim Frühstück haben wir weiter diskutiert bzgl. einer Verkürzung für die gesamte Gruppe. Sehr zu meiner Überraschung haben wir uns letztendlich für die harte Version mit 6 Tagen entschieden, wobei sich keiner 100% sicher war. Das Wetter ist schlechter als üblich und zu lange im Lager herum hängen bringt aucht nichts, allerdings haben wir somit einen Tag weniger zur Akklimatisierung. Jacob ist sicher, dass wir es alle packen, worin allerdings seine wirkliche Intention lag, haben wir bis heute nicht herausgefunden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben die anderen nur leichte oder sogar keine Kopfschmerzen bzw. andere Schwierigkeiten. Obwohl ich durch mein Marathontraining und mein Alter eigentlich die grössten Vorteile haben müsste, habe ich deutlich die meisten Probleme. Wie auch immer, dass Ziel ist und bleibt der Gipfel: „Ein Mensch, der sich ernsthaft ein Ziel gesetzt hat, wird es auch erreichen.“ (Disraeli)

Somit warten nun zwei harte Tage auf uns. Zuerst geht es heute in die Wand oder besser gesagt, wir müssen ein wenig klettern. Von unten sieht der Weg sehr steil aus, doch Jacob beruhigt uns. Zwischenstation ist heute das Karanga Camp auf 4.200 m und dann weiter zum Barafu Camp auf 4.600 m. Zusätzlich geht es zwischenzeitlich noch hoch und runter, so z.B. runter zum Karanga Valley und direkt danach wieder hoch zum Karanga Camp, d.h. wir kommen 400 Meter Luftlinie wieder auf der gleichen Höhe raus, müssen dafür aber 150 Meter runter und dann wieder hoch.

Meine Kopfschmerzen, welche heute Morgen fast verschwunden waren, setzten ab 4.100 m wieder ein und nehmen bis Barafu ständig zu. Um 15:30 Uhr, nach 6 Stunden und einem Kopf, welcher sich wie ein zerschlagener Sandsack anfühlt, kommen wir im Barafu Camp an. Es ist das bisher grösste Camp, da sich hier die Gruppen zum Gipfelsturm sammeln. Auffällig sind hier die Toiletten. Teilweise sind sie durch Windstürme umgestürzt und zerstört, teilweise komplett neu, aber alle stehen ziemlich nah am Abgrund.

Es bleibt nicht viel Zeit zum Ausruhen, sogleich gibt es Tee und Popcorn. Gegessen wird um 17:30 Uhr, dazu gibt auch noch ein Ständchen der Guides für Peter zu seinem 51. Geburtstag. Danach folgt das Briefing von Jacob für den Gipfelsturm, welcher um Mitternacht gestartet werden soll. Kurz gesagt: alles anziehen was man dabei hat und dann Pole, Pole (langsam, langsam). Wir legen uns um 19:00 Uhr hin und erstmals friere ich nicht. Stefan hat mir noch eine Fleecejacke gegeben, welche ich in den Schlafsack mache, dazu noch die Wärmflaschen und eine Alufolie unter der Schlafsack sowie ober und unten zwei Schichten.

Hierbei möchte ich mich auch ganz herzlich bei meinen Schicksalsgefährten bedanken, ohne die ich es nie soweit gebracht hätte. Meine Ausrüstung war mangelhaft und wurde teilweise durch sie ausgeglichen und über meine körperlichen Probleme haben sie mir auch auch hinweg geholfen. Herzlichen Dank an Stefan, Peter, Wolfgang und Raimund.

Summary:
08:55 Uhr Barranco Hütte 3.965 m
15:30 Uhr Barafu Hütte 4.600 m
Dauer: 6:05 h
Länge: ca. 8 Km
Höhenmeter: 940 m hoch, 305 m runter