Travellog: Africa 2006

Eine Reise von Nairobi nach Johannesburg via Kilimanjaro

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Standort: Hamburg, Germany

Mittwoch, Februar 08, 2006

Bus: Mombassa - Moshi

Morgens um 7:30 Uhr geht mein Bus nach Moshi, Tansania. Ich hatte bereits vor Tiwi das Busticket bei Mr. Cheupe gekauft, er ist der Chef von dem Booking Office (Stand an der Strasse). Er ist ein netter Kerl, allerdings hat es mich überrascht, dass er Fitness Training betreibt, da er nicht direkt danach aussah bzw. ich ihn nie von seinem Sessel erheben hab sehen. Er verspricht mir den besten Platz in einem „brand new van“, ich bin gespannt. Letztendlich ist es ein normaler, völlig heruntergekommener Bus, welcher hoffentlich sein Ziel erreichen wird. Meine Sorge ist nicht ganz unbegründet, wie sich später herausstellen sollte.

Die Fahrt ist ein Höllenritt. Anfangs geht es für eine Stunde über Schlaglöcher, nicht vereinzelt, sondern ausschliesslich. Dann kommt ein neuer Streckenabschnitt, welcher in hervorragendem Zustand ist. Allerdings wird hier das Tempo soweit erhöht, dass mir Angst und Bange wird. Als es nicht mehr schlimmer kommen kann, gehen die Schlaglöcher wieder los, aber das Tempo wird nahezu beibehalten. Die Fahrt dauert 6 Stunden bis zur Grenze, wo die Formalitäten ohne Probleme erledigt werden, danach geht es noch mal 3 Stunden weiter bis nach Moshi. Der Fahrer war etwas unausgeglichen, da er eine Zeitvorgabe hatte, wir aber aufgrund von Problemen mit der Achse und dem Getriebe mehrere Stopps einlegen mussten, dies führte zu weiteren Verzögerungen, welche ein erhöhtes Tempo und wiederum vermehrte Schwierigkeiten zur Folge hatte. Ein Teufelskreislauf, sehr zum Schaden meines Pulses.

Wir kommen dem Kilimanjaro immer näher, seit der Grenze kann man seine Ausläufer bereits hinter einer Wolkendecke erahnen. Ich werde nervöser und nervöser. Meine Achtung und Respekt hat dieser traumhafte Berg bereits jetzt und ich bin gespannt, ob er mir den Aufstieg ermöglicht.Am Abend nach meiner Ankunft in Moshi, verziehen sich die Wolken ein wenig und der Kibo gibt teilweise einen ersten Blick auf sich frei. In zwei Tagen werde ich aufsteigen.

Tiwi Beach

Jeder redet von den malerischen Stränden in Kenia und Tansania, daher werde ich diesen Gerüchten heute mal genauer nachgehen :-)).

Mir wurde besonders Tiwi Beach ans Herz gelegt, kaum Touristen und weisser Sand. Nach meinem Standardfrühstück von 2 Eiern, etwas Toast und Kaffee, packe ich meine Sachen zusammen und springe in das nächste Matatu (zu diesem Transportsystem muss ich gleich noch mehr erzählen). Die Fahrt bringt mich mit meinen beiden Gepäckstücken zu der Likoni-Fähre. Dort ist die Hölle los, schliesslich handelt es sich um eine wichtige Transportader der Stadt. Ich fahre auf die andere Seite und nehme erneut ein Matatu die Küste entlang, steige auf der Höhe Tiwi aus und nehme für den letzten Abschnitt ein Taxi zum Strand, da vor dieser Strecke gewarnt wird. Nach dem Beziehen eines Zimmers, lasse ich die volle Pracht dieses wunderschönen Strandes auf mich wirken und kann alle erhaltenen Aussagen zu Tiwi nur bestätigen. Kaum ein Mensch zu sehen und eine herrliche Ruhe, nur das Rauschen des Indischen Ozeans ist zu hören. Ich kann sogar in Ansätzen abschalten ;-)

Der Tag am Strand hat seine Spuren hinterlassen. Nicht nur etwas Bräune, sondern auch an vereinzelte Flecken einen ordentlichen Sonnenbrand. Natürlich auch an der typischen Stelle auf dem Rücken, was mir am nächsten Tag die Rückfahrt mit dem Gepäck zur reinen Qual macht. Trotzdem waren es die 1 ½ Tage an diesem tollen Strand mehr als wert.

Die geliebten und gehassten, zumindest kontinuierlich diskutierten Matatus. Sie bestimmen das Leben in Kenia. Hierbei handelt es sich um Mini-Busse, üblicherweise von Nissan, welche das ganze Land erschliessen. Ich habe dieses System jetzt schon in einigen Ländern gesehen, aber hier bilden Sie inzwischen ein gewisses Risiko und sind in die öffentliche Diskussion gerückt, soweit ich es aus der Zeitung entnehmen kann. Sie sind immer überfüllt und fahren ohne Regeln, von der Geschwindigkeit kaum zu reden. Die Regierung will sie abschaffen, aber ich habe sie gelernt zu lieben. Egal, wo ich bisher war, dieses System ist schnell und effizient, hat aber auch ein kleines Restrisiko. Sobald man die Routen und die Systematik verstanden hat, gibt es keine Alternative unter dem Aspekt Preis-Leistung. Davon abgesehen ist es als Ausländer immer ein besonders Erlebnis, da man nur unter Einheimischen ist und keine bevorzugte Behandlung bekommt.

Inzwischen muss ich mir ein paar Planungsfehler eingestehen. An dem Tag vor Tiwi hat ich verpasst Geld zu tauschen, nun ist Sonntag und ich muss auf den Schwarzmarkt, was ich immer versuche zu vermeiden. Habe trotzdem einen guten Kurs bekommen. Genauso habe ich zu wenig Dollar in Cash dabei, was später in Moshi bei der Bezahlung der Kilimanjaro-Tour einen ordentlichen Aufschlag bedeutet. Kreditkarte und Traveller Schecks sind Sicherheit, aber in dieser Region hat Sicherheit einen sehr hohen (Währungs-) Preis. Auch beim Packen ist mir ein Fehler unterlaufen. So hätte ich meinen Schlafsack plus Fleece-Inlet gar nicht gebraucht, da ich am Kilimanjaro sowieso einen Winterschlafsack ausleihen muss. Nun gut, so muss ich etwas mehr schleppen, etwas mehr zahlen und manchmal auch umplanen, alles hat seinen Preis. „Making mistakes simply means you are learning faster“ (Weston H. Agor)

Nach meiner Rückkehr verbringe ich den Abend noch in Mombassa und werde mich morgen in Richtung Tansania bewegen.

Dienstag, Februar 07, 2006

Mombassa


Aufgrund der Verspätung entschliesse ich mich den Ausflug nach Lamu zu streichen. Der Besuch dieser muslimischen Insel, welche einen Charme wie vor hunderten Jahren besitzen soll, hätte mich drei Tage gekostet. Die Fahrt von über 350 Km dauert über 10h und kann nur morgens im Konvoi stattfinden, da man noch immer durch Banditen verunsichert ist. Zwei Tage im Bus und einen Tag in der Stadt tausche ich gegen zwei Tage am Strand und eine halben Tag in Mombassa.

Mein bevorzugtes Hostel ist leider ausgebucht, aber eine Alternative ist schnell gefunden. Die verbliebenen Stunden des Tages nutze ich für einen Rundgang durch die historische Altstadt muslimischer Prägung. Interessant, aber ich hatte mir mehr versprochen. Das Fort lasse ich aus und schaue es mir nur von aussen an. Die restliche Zeit bummel ich durch die Stadt und versuche der Schwüle und den 35 Grad Celsius Herr zu werden. Als ich mich halbwegs verlaufen habe, spricht mich ein Einheimischer an: „Do you wanna experience or ask?“ Ich finde die Frage grandios, da sie vieles über das Reisen ausdrückt. Den Abend verbringe ich im Internet-Cafe, wobei ich zwischen Frust und Freude schwanke. Frust durch den Absturz des Rechners, welcher fast den gesamten neuen Blogeintrag zerstört hat und Freude über die Zulosung von WM-Tickets für das Viertelfinale. Ausklingen lasse ich den Tag in einem kleinen Cafe in der Nähe von meinem Hostel. Ich trinke Tee und schreibe mein Tagebuch. Mir fällt auf, dass ich seit dem Zug keine weisse Person mehr gesehen habe und doch werde ich völlig selbstverständlich aufgenommen.

In dem Cafe läuft auf einem schwarz-weiss-TV der Africa-Cup im Fussball; Nigeria gegen Tunesien. Fussball ist wie immer das beherrschende Thema und sofort wird mir auch erklärt, dass Ballack zu ManU wechseln sollte, da sie alle Fans von Manchester sind. Ballack, Kahn und Beckenbauer sind die einzigen bekannten deutschen Spieler oder Ehemalige, aber jeder kennt zumindest diese drei. Sehr viele Kids tragen Shirts von Fussball-Teams, bevorzugt sind die englischen Teams aus Arsenal, Liverpool und Manchester. Von den deutschen Mannschaften steht es 2 zu 1 für die Bayern gegen den HSV. Aber Fussball hat hier auch gleich wieder eine politische Dimension. Wie ich gerade in der Zeitung gelesen habe, bleiben die Unruhen in der Elfenbeinküste nur für die Momente des Spiels aus. Hier in Kenia, mag man die Agypter nicht, da sie keine Afrikaner sind. Noch schlimmer sind nur die Fussballer aus Nigeria. Ihr Präsident hatte vor dem Spiel von Nigeria in Kenia vor einiger Zeit zu seinen Spielern gesagt, „wenn ihr dort verliert, braucht ihr gar nicht mehr wieder Heim zu kommen“ und hatte somit den kenianischen Fussball sehr beleidigt.

Obwohl ich keine weiteren religiösen Bemerkungen mehr machen wollte, will ich nun doch noch eine übersetzte Passage aus dem Koran zitieren, da ich mich hier in einer muslimischen Hochburg befinde: „Wer sein Haus verlässt, und nach dem Wissen sucht, der wandert auf Gottes Pfaden, und wer reist, um Wissen zu finden, dem wird Gott das Paradies zeigen.“

Morgen geht es an den Strand.

Zug: Nairobi - Mombassa

Vorbemerkung:
Diesen Text hatte ich bereits vor drei Tagen geschrieben, allerdings machen mir die Verbindungen und die Tastaturen hier arg zu schaffen. Bloggen kann auch Frust erzeugen, wenn plötzlich der Rechner neustartet oder die Verbindung verloren geht :-((
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Der Weg zum Bahnhof von Nairobi ist kein Vergnügen (genauso wenig wie die Tastatur hier), Stau und eine Masse an Menschen. Ich bin erleichtert, nachdem ich den Bahnsteig betrete, da ab hier nur Personen mit Tickets zugelassen sind. Erstmals auf dieser Reise spüre ich das Gefühl „unterwegs zu sein“, endlich raus aus Nairobi.

In bin in einem 4er Abteil mit einem netten polnischen Ehepaar, welches gerade eine Safari hinter sich hat. Kaum fährt der Zug los, wird auch schon zum Abendessen geladen. Ich erfahre, dass die Fahrt ohne Abendessen und Frühstück nur den halben Preis gekostet hätte. Aber kaum bin ich im Speisesaal angekommen, habe ich den Eindruck, dass dies einfach dazu gehört. Es kommt einem vor wie im Orient-Express nur eine Nummer billiger. Nichtsdestotrotz haben die Kellner weisse Uniform an und sind sehr zuvorkommend. Gegessen wird mit Silberbesteck und eine lebhafte Atmosphäre entsteht durch das Zusammenkommen von vielen unterschiedlichen Reisenden. Die Gespräche füllen den Raum und ich unterhalte mich mit Alexandra und Pawlow über polnische Politik und die Amerikaner im Irak. Das Essen dauert zwei Stunden und ich habe diesmal ein gutes Bier aus Kenia erwischt. In Nairobi waren mir Zweifel an der Braukunst der Kenianer aufgekommen. Danach zieht man sich in sein Abteil zurück. Die Zugfahrt ist heftig, permanent wird man durch die unterschiedlichsten Geräusche wachgehalten und wenn es nur das Schnarchen von Pawlow ist.

Ich liebe Zugfahrten, in Deutschland und besonders im Ausland. Auch auf dieser Fahrt kommen viele Erinnerungen an vergangene Zugfahrten hoch. Mark, erinnerst du dich noch an die Fahrt von Allepo bis kurz vor die irakische Grenze, welche bei 30 km/h ein Ewigkeit gedauert hatte, aber irgendwie schräg war oder die Strecke in Rumänien, wo die Toilette wie ausgebombt aussah? Genauso sehe ich die 60 Chinesen vor mir, welche in dem gleichen Schlafwagen wie ich auf der Fahrt von Peking nach Xian, gekocht und gelacht haben. Wie auch immer, es ist eine hervorragende Möglichkeit zu schreiben oder zu lesen, wie auf der 27-stündigen Fahrt von Kalkutta nach Dehli, wo ich die halbe Gandhi-Biographie gelesen hatte und dabei noch über die beiden rüstigen Herren von jeweils über 80 gestaunt hatte. Ich liebe diese Fahrten und freue mich schon auf die Tour von 40h von Dar es Salaam nach Sambia.

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Wer sich besonders für Zugfahrten interessiert, kann mal in den Blog von Natascha reinschauen. Sie schreibt über "Was man im Zug alles erleben kann". Viel Spaß.
http://myblog.de/abenteuerzugfahrt
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Frühstück ist um 6:30 Uhr, wobei ich den Eindruck gewinne, dass ich erst vor einer halben Stunde eingeschlafen bin. Unsere Ankunft sollte um 8:30 Uhr in Mombassa sein, allerdings haben wir uns seit 7:30 Uhr nicht mehr bewegt. Irgendein technisches Problem heisst es, aber die Techniker sind auf dem Weg. Gegen 14:30 Uhr erreichen wir Mombassa mit 6 Stunden Verspätung und ich muss meine Pläne ändern.

(eben ist der Rechner abgestürzt :-(((((( )